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Granit-Giganten

Der erst 1985 gegründete Ort El Chaltén liegt nur gute 200 km nördlich vom Gletscher Perito Moreno. Er ist der Ausgangspunkt für viele Trekkingbegeisterte in einen anderen Teil des Nationalparks Los Glaciares – hinein in eine weltbekannte Bergkulisse. Genauso, wie beim plötzlichen Anblick des Gletschers wirft uns nun das Panorama auf den Fitz Roy schier um. Was ein Berg! Er ist ein Monolith aus Granit mit einer Höhe von 3406 m, in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem weiteren berühmten Granit-Giganten, dem Cerro Torre.

El Chaltén

Ursprünglich hatte ich mehrere kleinere Touren geplant, aber bei Böen um die 70 km/h macht auch Wandern keinen Spaß. So gelingt es mir nur, einen kurzen Ausflug zur Laguna Capri zu machen, von der man einen sehr schönen Ausblick auf den Fitz Roy haben soll. Morgens ist noch wenig los auf dem Wanderweg und ich sehe nur ein Paar vor und eines hinter mir. Ich achte nur darauf, weil Thomas wegen meinen Solo-Touren immer Puma-Panik verbreitet – aber außer einem Hasen und einem Baum voller Smaragdsittichen sehe ich keine Tiere. Ich genieße daher den Aufstieg, die Natur und die Stille. Der frühe Vogel und ich werden tatsächlich mit einer grandiosen wolkenlosen Sicht auf den Fitz Roy und als Zugabe auf den Gletscher Piedras Blancas belohnt. Auf dem Rückweg strömen mir am späten Vormittag halbe Völkerwanderungen entgegen, während ich zufrieden mit ein paar tollen Fotos des Fitz Roy zu Thomas ins Hostel zurückkehre. 

Leider können wir dort nicht verlängern und fahren daher weiter und zurück Richtung Norden. Dieses Mal über Tres Lagos und damit über ein berüchtigtes Teilstück der Ruta 40. Wir wurden davor von vielen Reisenden wegen des tiefen Schotters, hoher Gefahr eines Platten und der Abgelegenheit gewarnt und unter Einheimischen ist sie nur als „73 Malditos“ bekannt – 73 verdammte Kilometer. Auch unsere Hosts wollen wissen, wann wir aufbrechen, damit sie uns nötigenfalls mit dem Pickup von der Straße auflesen können. Sie erzählen Schauermärchen von Bikern mit gebrochenem Bein, die sie mit ihren Maschinen aus dem Graben holen mussten und warnen uns, die Strecke nicht bei oder nach starkem Regen oder Wind zu befahren – aber da würde die Piste angeblich sowieso polizeilich gesperrt 😳. 

Wir kommen auf Grund der uns, an diesem Tag, gewogenen klimatischen Bedingungen gut durch, aber nur ein paar Tage später (nach neuerlichem Regen) stürzt dort ein, uns bekannter, erfahrener Biker und erleidet einen dreifachen Bruch und Schaden am Motorrad.

Unsere Route führt uns weiter durch die, immer noch, unwirtliche Landschaft der patagonischen Steppe mit ihrem schneidenden, quälenden Wind, der an unseren Mopeds und unseren Nerven zerrt. Wir wollen einfach nur noch weg davon! Die Guanakos werden nun langsam weniger und wir sehen wieder mehr Nandus und ab und zu ein paar kleine Gürteltiere in Igelgröße und -manier über die Fahrbahn tippeln.

Ca. 400 km nördlich vom Städtchen Perito Morena, von dem wir ursprungs in den Süden und ans Ende der Welt aufgebrochen sind, wird die Landschaft entlang der Ruta 40 nun vorsichtig grüner – wir sehen die ersten Bäume und mehr Weideland. Die Landschaft wird allmählich hügeliger und der Wind kann auf Grund der fehlenden Weite nicht mehr diese Kraft entfalten. Wir atmen ein bisschen auf und sehen erleichtert Bariloche entgegen, von dem uns so viele Argentinier vorgeschwärmt haben.

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