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Von der Karibik bis ins Kaffee-Schlaraffenland

Wir brechen nur ungern von unserem idyllischen Hotel am Strand in Coveñas auf, aber das Wochenende naht und es ist dann ausgebucht von den „Städtern“ aus Cartagena. Der Strand der karibischen Hafenstadt und überhaupt andere Strände wären nicht so schön wie hier, versichert uns der italienische Hotelbesitzer. So ganz glauben wir ihm nicht, werden aber von der verwahrlosten und dreckigen Realität ein paar Kilometer weiter so überrascht, dass wir spontan beschließen, direkt zu einem Besuch Cartagenas weiter zu fahren.

Cartagena

Genauso  stellt man sich üblicherweise Südamerika vor – Häuser im Kolonialstil, bunte Stände, Frauen in farbenträchtigen Gewändern, tausenderlei Möglichkeiten zu essen von süß bis scharf oder eiskalt bis heiß, gediegene Cafés mit exzellentem Kaffee oder Bars mit  Schokoladen- und Rumverkostung und Läden aus denen Musik schallt, vom angenehmen Rhythmus-bei-dem-jeder-mitmuss bis unfassbar laut und nicht mehr als Musik definierbar. Als Kontrast bietet Cartagena jedoch genauso auch Hochhäuser oder einen Yachthafen.

Wir finden in dessen sicherer Nähe eine, zum Hostel umgebaute, alte Villa zum guten Preis, von der die Hauptattraktionen der Stadt – zu Thomass Leidwesen – noch fußläufig erreichbar sind.

Die Festung San Felipe de Barajas gehört zu den sieben Wunderwerken Kolumbiens und gilt seit seiner Erbauung 1657 zu den mächtigsten militärischen Anlagen der Spanier in Südamerika, die vielen zahlenmäßig weitaus überlegenen Angriffen standhielt.

Das Künstlerviertel Getsemani ist erwartungsgemäß pittoresk und bunt und das angrenzende historische Stadtzentrum sehr gepflegt. Doch schon am Rand dieser Bilderbuch-Tourismus-Magneten lauern schon wieder Löcher im Bürgersteig, in der ganze Schulkinder verschwinden könnten und Großstadt-Elend.
Nur, wer schon an anderen Orten der Karibik war, ist nicht überrascht davon.

 

Wir können uns schon auf Grund der unglaublich leckeren Küche mit Meeresfrüchte-Eintöpfen, frittiertem Fisch und creolischen Krabben mit Kokosreis einen längeren Aufenthalt hier figurtechnisch nicht mehr leisten und fahren nach ein paar Tagen wieder zurück ins beschaulichere Coveñas.

Von nun an geht es definitiv wieder zurück gen Süden, vorbei an herrlichen Fluss- und Sumpflandschaften, die schon verdächtig nach vergangener oder kommender Überschwemmung aussehen, Baumwollplantagen bis hin wieder zu den ersten Bergregionen nach Medellín:

Wir wollen aber weiter, in eine Region, die wir vormals nur unbeachtet durchfahren haben – wir fahren mitten in die „Kaffee-Achse“ Kolumbiens.

Wer in Südamerika guten oder überhaupt Kaffee trinken will, muss lange leiden. Zumindest, was die untere Hälfte oder den Süden des Kontinents betrifft. Dort trinkt man bekanntermaßen Mate und wer sich nicht auf diesen neuen Wachmacher und Genuss einlassen will, findet, wenn er Glück hat, bisweilen Instantkaffee.

Ab der Hälfte des Kontinents, also ab Brasilien, Bolivien und Peru bessert sich die Situation, ist aber meist noch weit entfernt von Kaffee(haus)kultur. Selbst weiter nördlich, in Ecuador, wird  man oft noch mit der löslichen Variante konfrontiert, aber schon nah der kolumbianischen Grenze sichtet man dann die ersten Cafés auch im Stadtbild der kleineren Städte.

Wenn man dann endlich in die Provinz Quindio reist, bekommt vor Seligkeit feuchte Augen – denn hier sind sie, die Geburtsstätten des kolumbianischen Kaffees und genauso huldigt man ihm auch. Lange unterdrückte Sehnsüchte werden wahr: Kaffee in diversen Filtermethoden, Frenchpress, Cappuccino, Espresso, Latte, Tinto bis hin zum Eiskaffee.

Ein Must-Do ist natürlich der Besuch einer Kaffeeplantage, denn eine bessere Möglichkeit, etwas über den Anbau und die Verarbeitung des heiß geliebten Getränks zu erfahren, gibt es wohl selten. Wir lernen, dass, nach Pilzbefall, Raupen die gefürchtetsten Schädlinge der Pflanzen und Bohnen sind, dass es verschiedene Arten der Fermentierung und Trocknung gibt und dass stark gerösteter Kaffee eigentlich verbrannt ist. Hochwertigen Kaffee trinkt man am Besten gefiltert und ohne Zucker und Milch – tatsächlich kann man so einen qualitativen, frisch gerösteten und gemahlenen Kaffee optimal genießen:

Ein weiteres Highlight dieser Region ist das Cocora-Tal. Hier findet man die Wachspalme, die auch gleichzeitig der Nationalbaum Kolumbiens ist.  Sie gedeiht am Besten in Höhen zwischen 2000 m – 3000 m, wobei sie Temperaturen bis zur 0 Grad aushält.  Sie kann bis zu 60 m hoch und 100 Jahre alt werden. Früher diente ihre wachshaltige Außenschicht zur Herstellung von Kerzen. Heute ist das „Valle de Cocora“ auf Grund der Anzahl dieser seltenen Palmen ein Phänomen und steht unter Naturschutz.

Nicht unweit kommt man in das malerische Dorf Salento, das vom Tourismus auch als Ausgangspunkt zu Ausflügen in eben dieses Tal und zu Kaffeefarmen genutzt wird.

Wir verabschieden uns nur schwer aus dieser schönen und sichtbar wirtschaftlich wohlhabenden Provinz, aber wir wissen von kommendem, für die aktuelle Trockenzeit untypischem, starkem Regen und wollen weiter Richtung Süden.

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