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Unsere Drei-Länder-Flucht vor der Natur

In Aussicht auf den kommenden Regen drücken wir daher in Kolumbien auf die Tube und machen, auf unserem Rückweg Richtung Süden, Zwischenstopp in Popayán.

Popayán

Popayán ist die Hauptstadt des Departamentos Cauca und wird auch wegen der Fassadenfarbe der Häuser seines malerischen historischen Zentrums die „weiße Stadt“ genannt. Die Menschen hier sind plötzlichen und fast täglichen Regen gewohnt und wechseln im Akutfall einfach nur gleichmütig zu Regenkleidung oder Regenschirm.

Erdrutsche und Regen in Kolumbien

Wir sondieren die Lage und stellen erstaunt fest, dass die Panamericana Richtung Süden nach Pasto seit nunmehr über neun Wochen immer noch durch einen Erdrutsch verschüttet ist. Einen direkten Umweg gibt es nur für den Schwerlastverkehr oder langwierig, mehr als sechs Stunden über unwegsames Gelände, durch den sich der restliche Verkehr quält. Die neue Behelfsbrücke und -spur für die Panamericana wurde inzwischen auch schon wieder durch neue Erdrutsche verzögert und deren Fertigstellung immer weiter verschoben. Auch die Situation auf der anschließenden ecuadorianischen Seite hinter Tulcán ist momentan von Erdrutschen und Überschwemmungen geprägt und gilt als gefährlich. So beschließen wir, immer mit den aktuellen und kommenden Niederschlagswerten im Hinterkopf, den längeren Umweg über den Regenwald nach Ecuador zu wagen. Wir müssen also zunächst östlich nach Mocoa quer durch den Nationalpark Puracé, um dann wieder im Departamento Putumayo weiter südlich über den Fluss und die Grenzstation San Miguel nach Nueva Loja in Ecuador zu kommen. 

Dieser, eigentlich ungewollte, Schlenker stellt sich als eine unserer schönsten Strecken in Kolumbien heraus – inklusive eines Hochplateaus nach einem einfachen Schotterpass und wir können ihn als Gegenstück zur, parallel verlaufenden, verstopften Panamericana nur wärmstens empfehlen. Freunde der Geschichte können dabei auch noch einen Stopp im archäologischen Park San Augustín mit einplanen, an dem ich, auf Grund unseres straffen Regen-Fluchtplans blutenden Herzens, vorbeifahren muss.

Fazit Kolumbien

Kolumbien ist ein wunderschönes Land mit vielfältigen Landschaften, von denen wir leider nur einige gesehen haben. Tatsächlich und wenig verwunderlich ist es abseits der Panamericana am schönsten aber leider auch nicht ungefährlich, wenn sich auch die Situation insgesamt sehr gebessert hat. Diejenigen Reisenden, die, ohne sich vorher über Bandenkriminalität, Drogenschmuggel, Gewalt in den Städten und die aktuelle Guerillasituation zu informieren, einfach drauf losfahren, haben und brauchen Glück – zum Einen, weil sie dieses herrliche Land unbeschwert kennenlernen können und zum Anderen, dass sie nicht zur falschen Zeit am falschen Ort sind. Wir haben z.B. den Tipp bekommen, einfach wegzuschauen und weiter zu fahren, falls wir irgendwelche verdächtigen Aktivitäten sehen. So weit möglich, so gut…
Mit einem ausgewogenen Maß an Vorsicht und Risikobereitschaft kann man wahrscheinlich am Besten von Kolumbien profitieren.

Tipps zur Routenplanung in Kolumbien

Einheimische benutzen sehr viel die App „Waze“, da diese auch über aktuelle Infos der Anwender gefüttert wird. Hier wird man vor evtl. Staus, Blockaden, Unfällen oder Straßenzustand wie Schlaglöchern gewarnt und kann auch einen Motorrad-Modus einstellen. Zur Beachtung: Die kolumbianischen Motorradfahrer sind Meister des eleganten „Herumwuselns“ durch den Verkehr und über Hindernisse. Aber sie fahren auch keine schweren Maschinen und daher sind die Infos zur Befahrbarkeit einiger Strecken manchmal mit Vorsicht zu genießen.
Sinnvoll ist der Modus aber auch, wenn man nach Medellin fährt – dort ist ein Tunnel z.B. für Motorräder gesperrt.

Offizielle Seiten zur Verkehrssituation sind diese, die man am Besten mit einem Tablet oder Computer ansieht:

https://www.invias.gov.co/ weiter unten auf der Seite gibt es weitere hilfreiche Links zum Straßenzustand, Sperrungen usw.

https://hermes2.invias.gov.co/portal/apps/dashboards  Diese Seite ist eine aktuelle Gesamtstatistik zur Straßenlage

Tipps zur Einreise nach Kolumbien

Kolumbien ist digital!:
1. Als Person meldet man sich vorher mit der App „Check-Mig“ an.
2. Für das KFZ erledigt man vorher die Formalitäten über diese Seite:
https://webazure.dian.gov.co/importacionestemporales/

Wer beide Anmeldungen nicht vor dem Grenzübertritt erledigt, benötigt an der Grenze unbedingt Internet und unnötig Zeit!

Erdrutsche, Regen und Überschwemmungen in Ecuador

Wir kommen trocken nach „Nueva Loja“  und müssen ab dort aber schon  wegen bestehender Überflutungen und einer eingestürzten Brücke wieder nach „Puerto Francisco de Orellana“ ausweichen. In den nächsten Tagen drohen hier im Regenwald bis zu 50 l Wasser pro Quadratmeter. Also machen wir diesmal einen westlichen Schwenk Richtung Baños, wo uns der Regen dann doch, endgültig aber in normalen Dimensionen, erwischt. Trotz der gebotenen Eile nehmen wir wieder die Schönheit dieser Landschaft wahr:

Nach ein bisschen Aussitzen und vergeblichen Abwartens auf Besserung flüchten wir weiter auf das Hochplateau von Humboldts „Allee der Vulkane“ nach Riobamba.

Riobamba

Wir finden eine sehr komfortable Wohnung in der Hauptstadt der Provinz Chimborazo am Fuße des gleichnamigen Vulkans Chimborazo. Riobamba wird auch „Friobamba“ (kaltes Bamba) genannt, da es hier in 2800 m Höhe schon mal etwas kühler sein kann. Wir merken davon nichts, erfreuen uns an Temperaturen um die 20 Grad ohne Regen und an der Gastfreundlichkeit und Herzlichkeit unserer Vermieter, die mit uns sogar einen Stadtbummel machen. Riobamba ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt zu anderen Teilen des Landes und die Eisenbahn spielte einst eine wichtige Rolle. Leider ist eine der touristischen Hauptattraktionen, eine Fahrt mit dem Zug über Alausì zur Teufelsnase auf Grund von dort immer wiederkehrenden Erdrutschen schon seit Jahren eingestellt.

Als wir das letzte Mal in dieser Provinz waren, haben wir vergeblich den gesamten Vulkan umfahren um einen Blick auf ihn zu erhaschen. Diesmal bekommen wir ihn als Bonus vom Balkon aus zu sehen – mit 6263 m der höchste Berg Ecuadors und vom Erdmittelpunkt aus gemessen, der höchste der Welt. Er übertrifft damit den Mount Everest um zwei Km, der wiederum der höchste Berg vom Meeresspiegel aus gemessen ist.

So schön und sicher wie Riobamba auch ist – wir müssen weiter und beobachten argwöhnisch die Wettersituation um uns herum. Wir haben die Wahl zwischen Pest oder Cholera, d.h. entweder durch die Berge über Alausì, das Sperrung bzw. Umleitung wegen Erdrutsch hat und potenzielle Gefahrenzone für weitere ist oder über die Provinz Guayas, die aktuell überschwemmt ist. Wir überlegen lange hin und her und entscheiden uns für das Wasser. Die Eindrücke der überschwemmten Landschaften sind teils fast idyllisch

aber die unter Wasser stehenden Häuser und Hütten rechts und links von uns geben ein bedrückenderes Bild. Wie meist, trifft es die Ärmsten und der Gestank, der bis in unsere Helme dringt, variiert von „modrigem Wasser“ auf dem Land bis zu „Mülldeponie“ in den Städten, da hier das Wasser nicht oder nur schwer abläuft und die Abfälle darin vor sich hin dümpeln. Aus ethischen Gründen haben wir dieses Elend nicht fotografiert. An diesem Tag mit Regenlücken donnern wir einfach heil durch, bis an die Grenzstadt zu Peru, nach Huaquillas.

Am nächsten Tag finden wir, nach einigen Irrwegen quer durchs lokale Marktgetümmel bis zum reinen Fußgängergrenzübergang in Huaquillas, schlussendlich auch die Grenze für Kraftfahrzeuge – im Zweifelsfall sollte man hier einfach der Routenführung von Google vertrauen, die einen aus der Stadt herausführt 😝.

Fazit Ecuador

Dieses kleine Land beeindruckt mit seinen unzähligen Vulkanen und seiner abwechslungsreichen Flora und einzigartigen Fauna. Aber auch hier sind die großen Städte und Grenzgebiete wegen Drogenschmuggel und Kriminalität nicht ungefährlich, mal abgesehen von der Gewalt der Natur. Wer die Schlagzeilen liest, wähnt sich manchmal in einem brutalem „Tatort-Film“ oder blutrünstigem Kriminalroman.
Aber mal ehrlich – welchen Eindruck hat man von Deutschland, wenn man die Schlagzeilen liest?

Tipps zur Routenplanung in Ecuador

Hier haben wir nur diese Tabelle gefunden, die aber immer aktuell ist und die man vor der Abfahrt für sein Gebiet konsultieren sollte:
https://www.ecu911.gob.ec/consulta-de-vias/

Ansonsten kann man sich über am Besten über Twitter informieren:
https://twitter.com/Riesgos_Ec

Erdrutsche, Regen, Überschwemmungen und Schlammfluten in Peru

Bei unserer Ankunft standen die Schlaglöcher noch randvoll mit Wasser

Schon wenige Kilometer nach der Grenze holt uns in Tumbes der gefürchtete Regen ein und wir eiern über dessen verschlammte Straßen weiter über die, ebenso verschlammten, folgenden Küstenortschaften, setzen in, tief unter Wasser stehenden, riesigen Schlaglöchern auf und erreichen entnervt den, ebenso verschlammten, nächst größeren Ort – Talara.

Wir finden ein sauberes Hostel und verbringen dort, größtenteils als einzige Gäste, unsere nächste Zeit, weil hier seit Kurzem die gesamte Region im Ausnahmezustand ist und die, aus dem Ort führende, Brücke momentan wegen Überflutung gesperrt ist. Ab spätnachmittags sitzen wir, zuerst bei  Kaffee und Kuchen und später bei Bier und Piscogetränk, als die zwei einzigen Gringos weit und breit, müßig auf der Straße vor der Tür des Hostels, beobachten das Leben im Barrio (Viertel), und kennen inzwischen dessen sämtliche Nachbarn und Hunde. Der Kioskbesitzer will schon extra die Lieblingssorte Bier für uns besorgen, aber wir winken ab – wir wohnen hier ja schließlich nicht wirklich. Wir haben wieder supernette Vermieter, die uns mit einigen Köstlichkeiten versorgen und der Abschied fällt schwer.

Wir finden heraus, dass an Allem der Zyklon Yaku schuld ist, der durch den zu warmen Pazifik und dem Klima-Phänomen „El Niño“ entstand und der Auslöser für all diesen Regen ist. Auch in Peru ist eine Brücke auf der Panamericana eingestürzt, so wie viele andere auch und das Chaos aus Erdrutschen, Schlammfluten und Überschwemmungen zieht sich bis nach Lima und kostet einige Tote und viele Häuser. Wir warten ab, bis der Schlamm in Talara und anderenorts auf der Panamericana getrocknet bzw. geräumt ist und fahren erst dann weiter in Richtung der Hauptstadt. 

Die Strecke von Casma bis nach Barranca versöhnt uns mit der, bis dato vermüllten, Panamericana und gewährt uns spektakuläre Aussichten auf die Wüste zu beiden Seiten der Straße. Aber leider ist mal wieder der Akku leer, der Wind zu stark zum Wechseln und die Zeit zu knapp bis zum Sonnenuntergang.  Aber hier lebt er – der Mythos Panamericana!

Wir ziehen weiter durch und erreichen fast ohne Schlamm und ohne Regen endlich Lima, wo nicht nur die Inspektion der Motorräder sondern auch diverse kulinarische Freuden und Wiedersehen auf uns warten.

Fazit Peru

Ein Resümee über dieses Land zu ziehen, ist fast obsolet. Peru ist als spektakuläres Reiseland längst bekannt und etabliert. Behinderungen gibt es nicht nur durch die Macht der Natur sondern auch durch politische Unruhen, die es aber unserer Meinung nach, einfach zu respektieren und zu ertragen gilt.

Tipps zur Routenplanung in Peru

Auch diese Seiten ruft man am Besten mit einem Tablet oder Computer auf:
http://wsgcv.proviasnac.gob.pe/emergenciavial    Hier werden Behinderungen angezeigt, die durch Personen verursacht werden

http://gis.sutran.gob.pe/alerta_sutran   Hier kann man die Ursache der Behinderungen filtern – Personen/Klima/Unfälle/Baustellen

 

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