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Es grünt so grün

Punta del Diablo

Wir haben uns als nächstes kleines Zuhause diesen Ort ausgesucht. Er ist ein Sommerdomizil vieler Urugayer als Gegenpol zum mondänen Punta del Este, der um diese Jahreszeit nur noch von eingefleischten Surfern und Rastas bewohnt ist. Schön ruhig also, Lokale haben keine mehr geöffnet, aber die Lebensmittelgeschäfte reichen uns völlig. 

Über AirBnB haben wir ein günstiges Hippie-Häuschen mit Garten, Hängematten und Holzofen gefunden, wo wir uns über eine Woche wohl fühlen. Haustiere waren auch gleich mit dabei – von der freundlichen, immer hungrigen Hundebande bis hin zu gemächlich patroullierenden Mini-Asseln, einem Ameisen-Hauptbahnhof direkt an der Küchenwand und fetten Spinnen. Wir entsorgen nur die Spinnen in gebührendem Abstand zum Haus. 

 

Direkt an den ewig langen Strand grenzt ein kleiner Nationalpark und das Grün reicht bis ans Meer. Die Luft ist erfüllt vom Lärmen der Smaragdsittiche, die in Uruguay so häufig sind, wie bei uns früher die Spatzen. Trotzdem sie meist in kleinen Geschwadern unterwegs und unüberhörbar sind , sind sie schwer zu fotografieren, da sie mit dem Grün der Bäume oder auch des Grases verschmelzen. 


Das Grün in Uruguay ist sehr speziell – es ist manchmal von einer derartigen knalligen Intensität, das man meint, durch einen Farbfilter zu schauen. Das Land hingehen ist meist flach, selten hügelig und die höchsten Erhebungen betragen ca. 500 m. Es ist an vielen Stellen durchsetzt von Wasser, in dem die Tiere knöcheltief stehen. Immer wieder begegnen wir Gauchos am Straßenrand, die immer noch ganz klassisch als Cowboys zu Pferde ihrer Arbeit nachgehen. 

 

Wir besuchen Tacuarembó, als Heimat der Gauchos im Herzen des Landes gelegen und auch bekannt (und umstritten) als Herkunftsort des legendären Tango-Sängers Carlos Cardiel. Ich möchte dort ins Indio-Museum, aber Thomas hat im Internet eine private Sammlung von alten Ford-T Autos entdeckt. Wir suchen also die Oldtimer auf…

Nachdem ich für den Eintritt für ein paar „alte Autos“ zu geizig bin, kaufe ich nur eine Karte für Thomas und beschließe lieber bei den Mopeds zu bleiben. Zufälligerweise hat der Eigentümer der Sammlung meine Aktion mitbekommen und bietet uns nicht nur eine Besichtigung zum Preis 2 für 1 an, sondern zeigt uns auch noch stolz selbst seine Schätze, die meisten vom Anfang 19. Jahrhunderts. Und es waren mitnichten nur ein paar „alte Autos“! Vom kompletten Kramer-Laden, über eine Dampfmaschine, Schuh-Werkstatt, Gefängniszelle, Haushaltsgegenständen bis hin zum Leichenwagen, Harley-Moped mit Beiwagen und natürlich die Ford-T. 

Obendrauf gibt’s noch eine Darbietung einer Original Sammlerscheibe von Carlos Gardiel auf dem Grammophon. Hammer – da hätte ich mal echt was versäumt!
Carlos Cardiel vom Grammophon anhören

Wir sind unschlüssig, wo wir als Nächstes hinfahren sollen und da wir „gerade in der Nähe“ sind, beschließen wir spontan doch nach Brasilien einzureisen. 


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