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Nach Peru in unbekannte Höhen

Wir haben das Glück, an der kleinen Grenze am Titicacasee die einzigen Einreisenden nach Peru zu sein. Trotzdem werden gewissenhaft Papiere und Gesundheit geprüft und Thomas beinahe auf Grund seiner niedrigen Sauerstoffwerte nicht eingelassen. Erst als wir glaubhaft belegen, dass dies wegen seiner COPD für ihn normal ist, lenkt der anwesende Arzt ein. Erst später verstehen wir, dass das durchaus wegen der noch kommenden weiteren Höhen bis zu 5000 m eine sinnvolle Maßnahme für Einreisende ist.

Der Titicacasee auf der peruanischen Seite weist wesentlich mehr Infrastruktur und Landwirtschaft auf und entsprechend weniger Natur. Unser Ziel ist Puno, das uns mit seiner professionellen Touristik überrascht: Jede Menge Lokale, Souvenirläden und Händler – und wir werden das erste Mal seit Langem auf Englisch angesprochen. „Mütze und Socken“ werden uns sogar auf deutsch angeboten…

Ansonsten ist die Stadt Puno relativ unspektakulär und wird uns nur wegen einiger steiler Straßen inklusive sehr glattem Asphalt in Erinnerung bleiben: Den rutsche ich mit meiner Fat Lady trotz gezogener Handbremse einige Meter wieder rückwärts hinunter, bis mir einfällt, dass in diesem Fall der Motor abgewürgt werden muss, damit der eingelegte Gang das Hinterrad bremst. Gottseidank waren hinter mir keine Autos! 

Aber wir sind wegen eines touristischen Ausflugs hierher gekommen – wir wollen das, auf dem Wasser lebende, Volk der Uro besuchen. Auch viele peruanische Ausflügler sind mit dabei, wir sind die einzigen Gringos und damit für Einige fast so interessant, wie die Uro und ich muss für ein paar Fotos herhalten. 

Die Uro lebten vormals vom Fischfang und haben sich ihrer Zeit für den Angriffsfall auf den Titicacasee zurückgezogen. Heutzutage leben sie vom Tourismus, da der Fischfang alleine sie gar nicht mehr ernähren könnte. 

Ihre Inseln bauen sie aus vielen verbundenen Ballen von Schilfwurzeln, die sie wiederum mit einer dicken Schilfschicht bedecken. Das Ganze wird mit mehreren Ankern befestigt, damit diese auch an Ort und Stelle verbleiben. Pro Insel gibt es wegen der Brandgefahr nur eine Feuerstelle und jede Hütte ist reihum mal mit Kochen dran – die jeweiligen Bewohner gehören meist zu einer Großfamilie. Auf der Hauptinsel gibt es sogar einen Bankautomaten, einen Laden, ein Lokal und eine „Stempel-Stelle“ für die Pässe der Touristen. Das angebotene Entertainment hat ein breites Spektrum von der Aufklärung über die Geschichte und Sprache der Uro, Souvenir-Verkauf bis hin zu etwas fragwürdigen Ständchen von internationalen Kinderliedern.

Weiter geht es nach Cusco, der imperialen Hauptstadt des einstigen Inka-Reichs. Es beeindruckt uns nicht nur mit seinen geschichtsträchtigen Bauten wie die Inka-Festung Saqsaywaman oder den Ruinen des bedeutendsten und ehemals vergoldeten Inka-Tempels Qorikancha, sondern Cusco bietet auch wieder und noch mehr Annehmlichkeiten für Touristen.

Wir machen einen Ausflug zum Vinicunca, dem berühmten Regenbogenberg, der dank seiner verschiedenen Mineralienschichten sein farbenprächtiges Aussehen hat. Er wurde erst 2014 zufällig von Wanderern entdeckt, deren Bilder im Internet ihn dann schlagartig bekannt machten. Vom Parkplatz auf ca. 4700 m geht es zu Fuß nochmal 300 m weiter hinauf, bis zum höchsten Aussichtspunkt auf diesen Berg. Die letzten Meter sind auf Grund der Höhe schon sehr beschwerlich und man muss immer öfter eine kleine Atempause einlegen. Dennoch wird man durch den Blick auf dieses Wunder der Natur belohnt, wenn auch die Massen von Menschen während des Aufstiegs und am Ziel negativ aufstoßen. Für das Foto mit dem Berg im Hintergrund stehe ich über eine halbe Stunde an. Neben mir gibt es nochmal eine etwa gleich lange Schlange für ein Foto inklusive Alpakas vor dem Berg.

Allerdings hat der Tourismus für die Einheimischen hier, ähnlich wie bei den Uro, für eine wesentliche Verbesserung der Lebenssituation gesorgt. Das Leben war vormals harsch in diesen Höhen ohne elektrischen Strom und fließendes Wasser. Mit den Einnahmen aus den Eintritten für das Berggebiet wurden nun Solaranlagen, Wasserpumpen und Schulen gebaut. 

TIPP: Alle Touranbieter fahren den Berg morgens bzw. vormittags an. Ab dem frühen Nachmittag könnte man das Ganze sicher etwas individueller genießen. Man kann auch zuerst einen Abstecher ins rote Tal machen und danach den Aufstieg zum Aussichtspunkt. Das ist aber nur etwas für Wanderer mit sehr guter Kondition und vorhandener Höhenakklimatisation.

Was die Gewöhnung an die Höhen betrifft – wir haben uns damit sehr viel Zeit gelassen und meist mehrere Tage auf einer Etappe verbracht. Daher hatten wir keine Probleme. Als Faustregel gilt: 500 m pro Tag und sehr viel (Wasser) ohne Kohlensäure trinken.


Bald werden wir nach vielen Wochen auf meist 4000 m wieder runter bis zum Meer fahren, in die Wüste – nach Nazca. 

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