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Kolumbien mit Hindernissen

Zurück von unserem vierwöchigem Aufenthalt in Deutschland geht es Thomas zwar endlich besser, aber die nun wieder ungewohnte Höhe von 2600 m in Bogotá macht sich bei uns beiden doch überraschend bemerkbar.

Nach einer kurzen Eingewöhnung suchen wir uns als nächstes Ziel die „Catedral del Sal“ aus, die sich nur 60 km entfernt in dem malerischen Ort Zipaquirá befindet. Es ist eine katholische Kirche in einem Salzbergwerk, die ursprünglich darin als Kapelle für die sehr gläubigen Minenarbeiter errichtet wurde. Der erste Bau war bereits 1954 fertig, musste jedoch ca. 40 Jahre später aus Sicherheitsgründen geschlossen werden.
1995 wurde dann der zweite Bau fertig gestellt, der dann auf Grund seiner Architektur und seiner künstlerischen Gestaltung sowohl zum „Juwel moderner Architektur“ als auch an die erste Stelle der „Wunderwerke Kolumbiens“ gewählt wurde. Die „Catedral del Sal“ beeindruckt nicht nur durch ihre Skulpturen, sondern vor Allem durch ihre farbigen Lichteffekte.

Auf dem Weg zur „Hacienda Napoles“, dem früheren Besitz des ehemals mächtigsten Drogenbarons der Welt, Pablo Escobar, werden wir von der Polizei aufgehalten – wir hätten bei durchgezogener Linie unerlaubt überholt und sollen 300 Dollar Strafe zahlen.

Nach einem freundlichen privatem Gespräch mit einem verständnisvollen jungen Polizisten kommen wir mit einer Ermahnung davon, damit wir dieses schöne Land nach so vielen tausenden Kilometern in Südamerika nicht in schlechter Erinnerung behalten mögen. „¡Gracias mijo!“

So erreichen wir dann den immensen ehemaligen Grund und Boden des Kokain-Kartell-Königs Pablo Escobar, den dieser nicht nur mit Villen und Pools bestückt hatte. Er beinhaltete unter Anderem auch eine eigene Landebahn für seine Privatflugzeuge, ein Hotel für illustre Gäste, eine Stierkampfarena, einen Dino-Park für seine Kinder bis hin zu einem Privat-Zoo mit exotischen Tieren. Davon überlebten bis heute nur die Nachkommen seiner Nilpferde und stellen aktuell mit 40 Hippos die größte Herde außerhalb Afrikas dar.

Nach dem Tod Escobars ging der gesamte Grundbesitz an den kolumbianischen Staat und anschließend wurde daraus der heutige moderne Freizeitpark gemacht. Nur ein Museum klärt noch über die Verbrechen Escobars auf, der insgesamt 5000 Tote durch Attentate, Hinrichtungen und brutalster Gewalt und Terror in Kolumbien zu verantworten hat. Wir finden außer dem Museum noch seine damalige Landebahn, die heute als Abkürzung im Themenpark dient.

Als wir am nächsten Tag in Richtung Karibik aufbrechen, wählen wir die Ruta del Sol, die sich als Schlaglochpiste in der Penetranz eines „Emmentaler Käse“ herausstellt. Zu Allem Überfluss müssen wir nach ca. 180 km feststellen, dass sie bereits seit mehr als drei Tagen gesperrt ist – die Laster stauen sich kilometerlang. Sie wird verständlicherweise genau wegen ihres miserablen Zustands bestreikt, da die Autofahrer für diese infrastrukturelle Unverschämtheit auch noch Maut bezahlen müssen. Die LKW-Fahrer stehen mit südamerikanischer Gelassenheit herum, halten Schwätzchen und warten einfach. So lange es kalte Getränke und eine Garküche in der Nähe gibt, kann ihnen nichts so schnell die Laune verderben.

Wir hingegen kehren schlecht gelaunt um und geben genervt Gas, was dazu führt, dass Thomas ein tieferes Schlagloch übersieht und es einen mächtigen Rumms tut, bei dem sich sein Heckfender in hohen Bogen verabschiedet. Wir beschließen kurzentschlossen, Richtung Medellín zu fahren und von dort aus zur Karibik durchzustarten.

Das klappt am nächsten Tag nur bedingt, denn nach einer Fehlermeldung zum Batteriezustand und weiteren Folgenden, fällt bei Thomass BlackPearl nach 50 km das gesamte Display aus, bis er schließlich und endlich anhalten muss und der Motor endgültig ausgeht. Irgendwo im Nirgendwo, 60 km vor Medellín, an einer LKW-Waschanlage mit brüchigem Handy-Empfang und Internet.

Unser Glück heißt Gilberto, der gerade auf das Waschen seines Räumfahrzeuges wartet und für uns einen Kollegen vom Abschleppdienst ruft. Nach zwei Stunden Warten und zwei weiteren Stunden Fahrt schaffen wir es bis zur BMW Motorrad-Werkstatt in Medellín, 10 Minuten vor deren Feierabend. Es stellt sich heraus, dass die Batterie durch die heftige Erschütterung des Schlaglochs beschädigt wurde und keinen Ladestrom mehr halten konnte.

In der motorradfreien Zeit wollen wir uns ein bisschen Medellin und die Umgebung anschauen, denn es lauern weitere Sehenswürdigkeiten auf uns.

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wie immer einfach Klasse! weiterhin gute Fahrt und bis bald wieder in Lima

Klasse und spannend geschrieben. Wir wünschen euch weiterhin gute Fahrt und viele schöne Erlebnisse. Sabine und Volki