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Über die Schneegrenze nach Fès

Wir fahren bei aktuell angenehmen 23 Grad über die hier ausgeschilderte Schneegrenze in den mittleren Atlas und begegnen auf unserem Weg einer Horde Berberaffen, die die Straße kreuzen. Es ist bisher das erste und einzige Mal, dass wir hier frei lebende Affen sehen.
In Ifrane, einem beliebten Wintersportgebiet, sehen wir auch das erste und bisher einzige Mal europäisch anmutende Häuser mit spitzen Dächern und Dachziegeln. Eigentlich logisch, denn wenn hier Schnee fällt, muss  dieser ja auch davon abrutschen können – nur sieht es irgendwie „falsch“ aus. Wir halten uns in der marokkanischen Schweiz nicht weiter auf und fahren wieder abwärts zur drittgrößten Stadt des Landes, die über 1,2 Millionen Einwohner zählt, nach Fès.

Fès

Insgesamt gibt es vier Königsstädte in Marokko, d.h. jede von ihnen war unter den verschiedenen Dynastien mindestens einmal Hauptstadt. Die Älteste unter ihnen macht ihrem Status alle Ehre und lässt uns über eine lange, mit den Landesfahnen beflaggte, Straße ein. Wirklich beeindruckend! Die Polizeipräsenz ist, selbst für marokkanische Verhältnisse, fast übermächtig. Kein Wunder – denn der König, Mohammed VI, weilt seit  neun Monaten ununterbrochen hier. Die hiesige Motorradpolizei mit ihren feschen Uniformen auf BMWs, die auch mal ganz entspannt die Linke zum Gruß heben, formen Thomas Berufswunsch für sein nächstes Leben: Motorradpolizist in Marokko.

Das Stadtbild ist peinlich sauber und der Verkehr hat schon fast deutsche Verhältnisse. Nur, als ich doch langsam aber bestimmt von einem Auto abgedrängt werde und den Kontakt zu meinem Road-Captain verliere, werde ich daran erinnert, dass ich in Marokko bin. Aber auch, als ich mich im mindestens drei- bis vierspurigen Kreisverkehr ebenso bestimmt quer über alle Fahrbahnen schlängele, wird auch mir dies von den anderen Verkehrsteilnehmern gewährt. Wir sind also doch in Marokko!

Am nächsten Tag machen wir uns blauäugig mit einer handgemalten Skizze vom Vermieter und meiner Offline-App auf – in die größte Medina der Welt. Dort wohnen schon alleine über 100.000 Menschen, von den Läden, Handwerksbetrieben, Lokalen, Unterkünften und den 11.000 Gässchen ganz zu schweigen. Auch die Qarawiyn Moschee, als eine der ältesten Marokkos, inklusive der angeschlossenen ältesten Uni der islamischen Welt befinden sich darin. Nach einer guten halben Stunde gebe ich zu, dass wir uns verirrt haben und finden dank der Zielpunkte des Vermieters und Thomass Online-Google-Maps trotzdem wieder heraus.


Über den relativ unspektakulären, aber dafür um so windigeren, Col du Zad fahren wir hinunter in unsere erste, fast schon wüstenähnliche und damit wieder komplett andere Landschaft. Der nächste Zwischenstopp heißt Midelt. Die Kleinstadt ist ein relativ untouristischer Ort, in dem man den richtigen Eindruck eines marokkanischen Alltags bekommen kann. Nachdem ich schnell herausfinde, dass unser Host nicht nur Berber ist, sondern auch 15 Jahre in Italien gearbeitet hat, haben wir schnell gemeinsamen Gesprächsstoff. Von seiner Mama bekommen wir unser erstes hausgemachtes Couscous spendiert.

Der Kellner des empfohlenen Lokals für den nächsten Abend freut sich so über unseren Besuch, dass er schon fast feuchte Augen hat. Vor- und Nachspeise inklusive Tee bekommen wir wiederum spendiert. Am folgenden Abend bedankt er sich überschwänglich und erzählt uns, dass wir ihm mit unserer Anwesenheit Glück gebracht hätten und sich nach uns noch weitere Touristen ins Lokal „getraut“ hätten.

Wir freuen uns auf die Weiterfahrt und das nächste Ziel, die Dades-Schlucht.

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